Baumkronenbrücken im Amazonaswald

Die Zerschneidung von Lebensräumen durch Verkehrswege führt nicht nur zum Tod vieler Wildtiere, sondern schränkt deren Bewegungsraum und Genfluss ein und kann so einen regionalen Populationsrückgang verursachen. In den Neotropen leben die meisten baumbewohnenden Arten fast ausschließlich in den Baumkronen. Sie kommen nur sehr selten, wenn überhaupt, auf den Boden und sind daher besonders empfindlich bezüglich der Fragmentierung der Lebensräume, wenn die Verbindung zwischen den Baumkronen verschwindet.

Canopy bridges (Baumkronenbrücken), ob natürlich (Äste) oder künstlich angelegt, haben sich als wirksame Methode erwiesen, um den Schaden durch Waldfragmentierung zu mildern. Da es jedoch nur wenige Studien über Canopy bridges gibt, besteht noch großer Forschungsbedarf zur deren Effektivität und zu den Konstruktionsarten, die von verschiedenen Tierarten bevorzugt werden.

Im Rahmen des vorliegenden Projekts sollen 30 auf zwei verschiedene Arten gestaltete künstliche Baumkronenbrücken entlang des Highway BR-174 in den brasilianischen Bundesstaaten Amazonas und Roraima errichtet und überwacht werden. Die erste Konstruktion besteht aus einem einzelnen dicken Seil, die zweite Brückenart ist eine Gitterkonstruktion aus Seilen. Die Brücken werden paarweise an 15 Standorten installiert. Sie werden über einen Zeitraum von 12 Monaten mit Kamerafallen überwacht, um die Nutzung der Brücken durch verschiedene Arten, insbesondere den gefährdeten Schwarzen Klammeraffen (Ateles paniscus), zu untersuchen. Diese Daten werden als Grundlage für Maßnahmenpläne dienen, die in den gesetzlichen Regelungen Brasiliens und anderer Länder mit baumbewohnenden Säugetierpopulationen aufgenommen werden können.